Individualität der Masse
Individualität soll das einzelne Mitglied der Masse von
anderen unterscheidbar machen. Die Suche nach einer eigenen Identität zieht
sich durch das ganze Leben des Menschen. Sie äusserlich darzustellen beflügelt
die Angebotsbreite der Automobilindustrie. Vermutlich ist der Mensch je eher
auf äussere Symbole zur Beeinflussung Dritter angewiesen, je weniger seine
geistige Leistung Anerkennung findet.
Der Gelehrte schreibt Bücher und setzt sich der Kritik
seiner Peer-Group aus. Der Wissenschaftler hofft nicht auf Geld, sondern den
Nobelpreis. Frauen haben die Mode als Unterscheidungsmerkmal entdeckt. Der
Manager von Grosskonzernen veröffentlicht Bilanzen und messen sich im Vergleich
zu Kollegen an der Steigerung des Aktienpreises. Der Sportler misst sich in
Wettbewerben um seinen Rangwert festzustellen und ihn über die Medien auf seine
Bewunderer zu projizieren. Wenn sie oder er damit Glück haben winkt ein
saftiger Werbevertrag.
Im Allgemeinen wird die Anerkennung Dritter aus der
wirtschaftlichen Leistung abgelesen. Wir messen Erfolg, mangels anderer
Massstäbe, in Geld. FORBES veröffentlicht nicht allein jährliche Reichenlisten.
Der oder die Erfolgreiche können nur indirekt den Erfolg darstellen.
Kontostände zu nennen gilt, zumindest in Europa, als unfein. Finanzieller Erfolg, auch wenn er hart
erarbeitet ist, ruft Neider auf den Plan.
Positive Unterscheidungsmerkmale
sollen indirekt die egozentrische Wichtigkeit betonen. Oligarchen wetteifern um
die längste Jacht, eine mittelbare Art von Penisneid, den Grossbanken mit der
Höhe ihrer Wolkenkratzer zum Ausdruck bringen.
Politiker sammeln die Symbole
der Macht: Bodyguards, Limousinen, Polizeibegleitung mit Blaulicht am Stau
vorbei, fringe benefits, spezielle Nummernschilder und Anderes.Vom Hund bis zur Trüffelmahlzeit, vom zu teuren Bordeaux bis
zum Designerschuh werden Symbole ausdifferenziert, um mit Individualität zu
punkten.
„Geld allein macht nicht glücklich“, wir sind also auf
Symbole angewiesen um unseren Mitmenschen eine individuelle Identität zu
vermitteln. Symbole werden durch die Medien vermittelt. It-Girls kapitalisieren
und beziehen ihr Selbstverständnis, und
die Anerkennung der Masse, aus sinnentleerten Auftritten in Massenmedien.
Gefüllt sind nur die, von Spezialisten der Chirurgie, sorgfältig gestalteten Brustpartien.
Die Medien, gezwungen Seiten und Sendezeit zu füllen,
vermitteln diese Auftritte an Follower, die sich innerlich mit dem Abglanz fern
vom Alltag identifizieren. Eine Realität entsteht, die auf Illusionen beruht.
Illusionen werden von der Masse geteilt. Jeder Einzelne fühlt sich als
Individuum, geht aber in der Uniformität der Masse, ob beim Rockkonzert oder
auf dem Kreuzfahrtschiff, unter.
Rollenvorbilder prägen sich durch Beobachtung. Heute bieten
die Medien vielfältige Möglichkeiten „wichtige“ Menschen zu beobachten, die
sich durch Individualität auszeichnen. Wie im politischen Raum bilden sich
Follower, die versuchen diese Individualität zu kopieren, ohne selbst darüber
zu verfügen. Die Masse richtet sich an Symbolen aus und wer es versteht, diese
zu vermitteln, ist König im Markt der Eitelkeiten.
War das Tragen von Jeans zu Beginn dieser Mode noch das
individuelle Kennzeichen von Menschen die sich von Konventionen befreien
wollten, so folgen heute Milliarden von Menschen diesem Rollenbild und geben
damit ihre eigene Individualität auf, sofern sie je eine hatten.
Absurd wird das Ganze, wenn gezielt abgenutzte Jeans
(stonewashed) schon in der Fabrik mit Löchern versehen werden um dem US-Landarbeiterimage
noch näher zu kommen, wenn auch in ganz anderem Umfeld. Die Funktion der Hose
ist nicht mehr Kleidung, sondern Imagebildung. Das abhängig- oder unbeschäftigte
akademische Proletariat hat Jeans zum Markenzeichen erhoben, die soziale
Unterschicht und ein Teil der Mittelschicht machen es nach.
Unwichtigkeit,
mangelnde Lebenserfahrung und fehlende Intelligenz lässt sich an der Kleidung
ablesen.
Das wiederum ruft im Marketing Führungspersönlichkeiten auf
den Plan, die, in Rückkopplung, durch die gleiche Kleidung der Masse Anreiz
geben, sich mit ihren Produkten zu identifizieren. Denken wir nur an Richard
Branson, der das Image des VIRGIN-Empires prägt oder Dietrich Mateschitz von
Red Bull, der sich im Massenmarketing weiter vorwagt als die Meisten. *) Sie werden
wieder zum Rollenvorbild, so schliesst sich der Kreis. Das Perpetuum mobile ist erfunden.
Der „Marlboro Mann“ institutionalisierte das Image in der
Werbung. Aus Mitläufern werden Follower, aus Followern Imitatoren, die Andere
für sich denken lassen um in der Masse nicht aufzufallen. Individualität
verkommt zur Massenware und hebt sich auf. Identiät ist nur noch im nahen engen
Umfeld zu erkennen. Der Rest ist Masse.
*) Quelle: Wikipedia
Das auf Extremsportarten
fokussierte Marketing von Red Bull wird seit 2009
kritisiert. Bei Red-Bull-Veranstaltungen und Aktionen im Zusammenhang mit
Werbemaßnahmen sind eine Reihe von Sportlern tödlich verunglückt.
Zu den bekannt gewordenen Unglücken zählen folgende:
1.
Der Motorradfahrer
Toriano Wilson verunglückte beim „Red Bull AMA U. S. Rookies Cup“ am 17. August
2008 tödlich. Er wurde von den nachfolgenden Fahrern überrollt.
2.
Der US-Amerikaner
Caleb Moore wurde am 24. Januar 2009 bei den „Winter X-Games“ bei einem
Backflip von seinem Schneemobil getroffen. Er verstarb wenige Zeit später
5.
Der Basejumper Ueli Gegenschatz verunglückte
am 11. November 2009 beim Sprung vom Sunrise Tower in Zürich und
starb zwei Tage später.
6.
Am 28. Februar 2013
starb der japanische Motocrossfahrer Eigo Sato beim Training
für „Red Bull X-Fighters“ bei einem missglückten Backflip.
8.
Matilda Rapaport
verstarb jung verheiratet am 18. Juli 2016 nach einem Unfall zu Dreharbeiten
für einen Red Bull Werbespot
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