Montag, 2. Oktober 2017

Die Grenzen der Erkenntnis

Gott, Big Bang, Urknall, Schöpfung, Singularität, Null,Unendlich, Big Rip:  

Die Grenzen menschlicher Erkenntnis


Der jeweilige Erkenntnisstand des Menschen entspricht zeitgenössischen Maßstäben und Emotionen. In dieser Beziehung ist Philosophie nicht mehr als eine esoterische Diskussion zwischen Intellektuellen, die den Menschen als Mittelpunkt des Denkens sehen.

Selbst der Atheismus geht davon aus, dass der Mensch die Konstante der Beurteilung ist – mit voller Möglichkeit der Erkenntnis. Dass der Mensch auf einer niedrigeren Stufe steht und nicht der Mittelpunkt oder der Referenzpunkt des Geschehens ist erkennt keine der üblichen Philosophien. Sie sind genauso humanozentrisch wie die Aussage, dass die Sonne sich um die Erde dreht.

Der Mensch ist im Käfig der ihm zugänglichen Logik gefangen. Gott, Big Bang, Urknall, Schöpfung, Singularität, Null, Unendlich, Big Rip. Damit beschreibt der Mensch die Grenzen seines Wissens und die Unmöglichkeit weiterer Erkenntnis bzw. der Überschreitung der ihm gesetzten natürlichen logischen Grenzen. Emotionell schreibt er die ihm fehlenden Eigenschaften entweder einem Gott, oder Göttern, zu. Oder er streitet deren Existenz, ebenfalls ohne physischen Beweis, grundsätzlich ab.

Die Grundsatzfrage ist nicht ob es Gott gibt, sondern ob der Mensch in der Lage ist ihn zu erkennen. Nach menschlicher, auf Erfahrung aufbauender, Logik muss Alles einen Anfang und ein Ende haben. Dass es eine darüber hinausgehende Logik auf höherer Ebene gibt ist zu vermuten. Denn der Mensch kann, ebenfalls eine Erfahrung, keine logische Ebene entwickeln, die die ihm gesetzten Grenzen überschreitet und den Beginn allen Seins logisch erklärt.

Andernfalls wäre es möglich die Grenzen des Wissens in das Unendliche zu erweitern und den Beginn des Daseins zu erklären. Mathematisch heisst das, dass, wenn die Logik nicht zur Erklärung ausreicht, nicht die Erklärung fehlt, sondern die für die Erklärung notwendige Logik.
Daraus folgert, dass der Mensch nicht das Ziel der Schöpfung ist, sondern ein triebgesteuertes, im Gesamtzusammenhang unwichtiges, evolutionäres Zufallsprodukt mit begrenztem logischen Erkenntnishorizont. 

Im bisher erkennbaren Fluss zum Ziel der Evolution wird er früher oder später, wie andere vor ihm, durch eine neue Variante des Seins abgelöst. Die dazu erforderlichen Zeiträume und natürlichen Kräfte liegen ausserhalb des menschlichen Erkenntnishorizonts. So gesehen ist der Mensch in einem "Schwarzen Loch" einer grösseren Wirklichkeit gefangen, dessen Rand er nicht überblicken kann. Er befindet sich in einem Goldfischglas ohne das, was er ausserhalb schattenhaft durch die Glaswand wahrnimmt, deuten zu können. Es gibt nur Vermutungen auf Basis der eigenen Existenzerfahrungen. Wie soll der Goldfisch das, was vor der Zimmertür liegt, auch nur erahnen?

Der Mensch weigert sich anzuerkennen, dass er Teil eines physikalischen Systems ist, das nach den Gesetzen der Physik oder der Quantenmechanik auf Zufallsbasis eine Weiterentwicklung hin auf ein ihm unbekanntes Ziel verfolgt. Er hält sich, trotz einer Erfahrung deren Umfang in Bezug auf die Dauer der ihm bekannten Wirklichkeit lächerlich ist, für die Krone der Schöpfung.

Aber die Fliege sieht besser, der Fisch hält höheren Wasserdruck aus, die Fledermaus orientiert sich mit Ultraschall im Dunkeln, die Ameise ist besser organisiert, das Chamäleon und der Plattfisch blenden sich in die Umgebung ein, der Vogel kann fliegen, der Computer lernt zu denken – die Evolution verfügt noch über viele Werkzeuge zur Optimierung der Zukunft und hat unbegrenzt Zeit, um auf des richtige Ergebnis zu warten.

In einem physikalischen System gelten materielle Grundgesetze. Eines dieser Gesetze ist das Abstandsgesetz (inverse square law). Daraus lässt sich auch die Erkenntnisfähigkeit des Menschen in seinem geschlossenen System ableiten. Dabei lässt sich erkennen, dass das Weltbild des Menschen weitgehend von Glauben und Ideologie geprägt ist, die für das fehlende Wissen die Platzhalter spielen. Die Füllung des entfernten Raums und der entfernten Zeit mit Unwissen verleitet den Menschen zur Spekulation, deren Maßstab er selbst und seine begrenzte Erfahrung ist. Nicht nur zufällig haben Götter menschliche Eigenschaften und gleichen in ihrer Darstellung dem Menschenbild.

Utopien und Ideologien, deren Erfolge sich im Diesseits messen lassen, haben dabei nur kurzfristig Erfolg, weil sie irgendwann an der Wirklichkeit gemessen werden können und scheitern. Religionen, die das Ziel der menschlichen Existenz in das unkontrollierbare Jenseits des Nichtwissens verlegen, haben, mangels Überprüfungsmöglichkeit, eine längere Haltbarkeitsdauer.

Imagination und auf Zufällen basierende Vorstellungskraft sowie die Extrapolation von Emotionen beschreiben im Bereich des Nichtwissens übergeordnete, nicht erfassbare Zustände. Eine Bürokratie, die sich derartiger Gedankengebäude zur Verwaltung bemächtigt, trägt zur Festigung der Ideen bei.  So entstehen Religionen die um die Deutungshoheit im Ungewissen konkurrieren und die das Unerklärliche erklären sollen, weil der Mensch seine durch Wissensmangel definierte Minderwertigkeit nicht erträgt. Die Entropie in Bereichen ausserhalb des möglichen Wissens wird nicht akzeptiert, weil damit Hoffnungslosigkeit und Abwertung der eigenen Existenz verbunden wäre.

Die Zusammenhänge lassen sich mathematisch darstellen:

Die, durch die Imagination vermittelte, tröstende Illusion verhindert, dass die Menschheit sich selbst aufgibt. Sie schafft sich Maßstäbe, an denen sie den eigenen Wert ablesen kann und zu deren Verteidigung sie im Zweifelfall Andersdenkende tötet. Sum, ergo cogito.

© 1. Oktober 2017| Karl H. Grabbe

 

Mittwoch, 31. Mai 2017

Stadtplanung mit Todesfolge


Stadtplanung mit Todesfolge?

Als Konrad Lorenz die Chaostheorie entdeckte handelte es sich im Grunde, mathematisch definiert, um eine nicht-lineares Phänomen. Die Chaostheorie ist ein Werkzeug der Mathematik um die Vernetzung von Ereignissen und Interaktionen in der Welt zu untersuchen.

Ein Schmetterling, der zum Beispiel in Shanghai mit den Flügeln schlägt, könnte damit – so die plakative Vereinfachung und Übertreibung von Lorenz – einen Wirbelsturm in New York auslösen. Oder um eine deutsche Analogie zu übernehmen: Wenn in Hamburg eine Bockwurst platzt kann das die japanische Reisernte vernichten.

Doch was hat die Chaostheorie mit Stadtplanung, Krieg und Tod zu tun? Ich will mich bemühen diese Frage verständlich und nachvollziehbar zu beantworten um zu begründen, weshalb ein Bebauungsplan in Deutschland zu Toten in Syrien oder Libyen führen kann.

Das bedeutet nicht, dass Stadtplaner Mörder sind, sondern dass das Gesetz der unbeabsichtigten Konsequenzen (Merton, 1936) mit voller Wucht zuschlägt. Dieses Gesetz bezieht sich, vor allem in Arbeiten der Soziologie, auf Ursachen für unbeabsichtigte Folgen.  Das sind lt. Wikipedia: Komplexität, perverse Anreize, menschliche Dummheit, Selbstbetrug, Ignoranz der menschlichen Natur und emotionale oder kognitive Verzerrungen. Dafür werden die folgenden Gründe genannt:
- Ignoranz: Es ist unmöglich, alle Möglichkeiten vorherzusehen.
 - Fehler: Anwendung von Methoden, die in der Vergangenheit funktioniert haben, der aktuellen Situation aber nicht gerecht sind.
- Kurzfristige Interessen, die langfristige dominieren können.
-Grundwerte können einzelne Methoden erzwingen oder verbieten, die langfristig gesehen unvorteilhaft sind.
- Selbstzerstörerische Prophezeiung: Angst vor gewissen Folgen führt dazu, dass Menschen Lösungen finden bevor das Problem auftritt, daher ist das Nichteintreten des Problems unerwartet.

Grundlage der Stadtplanung ist die Verteilung der Menschen in Gebäuden und deren Ordnung auf der Fläche. Eine spezielle Variante der Stadtplanung ist der Wohnungsbau. Umweltschäden und Infrastrukturkosten sowie die Kosten der Unterhaltung der Infrastruktur steigen mit dem Verbrauch an Grundstücksfläche, und nicht etwa mit der Anzahl der Wohnungen, exponentiell an. Je mehr Grundstück verbraucht wird, desto mehr Nachteile ergeben sich für den Steuerzahler und die Umwelt. Trotz dieses auch politisch und für die Umwelt sehr wichtigen, aber mathematisch einfachen, Zusammenhangs erfolgt Stadtplanung praktisch im finanziellen Blindflug.

In Deutschland liegen in der öffentlichen Statistik noch nicht einmal Werte für den durchschnittlichen Grundstückverbrauch je Wohnung oder Haustyp vor, obwohl lt. Bundesamt für Naturschutz täglich die Fläche von190 Fussballplätzen, ca. 90 ha, durch Bebauung verlorengeht. Primäres Ziel der Stadtplanung sind offenbar nur ästhetische Werte.  Und solange diese Werte, stark beeinflusst von örtlichen politischen Kräften mit der Einstellung „not in my own backyard“, den Zusammenhang zwischen Wirtschaftlichkeit, Umweltschonung, Demografie, Soziografie, Einkommensverteilung und Planung ignorieren, solange bleibt unklar welche immensen Weiterungen urbanes Wohnen verursachen oder aber auch verhindern kann. 

Städtebau geht anders. Er ist weder ein Imagewettbewerb unter Gleichgesinnten noch eine Spielwiese für verkannte Genies. Er ist auch nicht die Wahrung des visuellen Besitzstandes der Nachbarschaft, sondern die Anpassung der Nachfrage an die örtlichen finanziellen Möglichkeiten und soziodemografischen Zwänge. Kurz gesagt, er ist ein Resultat der, nicht immer optimalen, Wirklichkeit.

Dazu kommt eine Ausbildung von Planern und Architekten die den Planer als Universalisten, statt als von volkswirtschaftlich notwendigen Vorgaben abhängigen Auftragnehmer, definiert. Ästhetik, nicht Gebrauchswert und Ersparnis, steht im Vordergrund.

Für den verantwortlichen Investor oder Bauträger, der die Koordination der durch immer neue Vorschriften komplizierter werdenden Bautätigkeit und Erschliessung übernimmt und der den Verbraucher im Markt vertritt, gibt es dagegen nicht einmal ein festes Berufsbild oder eine umfassende Statistik. Er gilt oft abwertend als Baulöwe oder Spekulant, wenn er den finanziell begründeten Zwängen des Marktes folgt. Dieser Berufsstand ist nur entstanden, weil immer neue Einflüsse, Vorschriften und Finanzierungszwänge betriebswirtschaftliche Koordination und Kostenkontrolle des Festpreises erzwangen, die normale Planer auf Grund ihrer Ausbildung nicht leisten konnten oder wollten. Hier wurde von Architekten im Berufsbild freiwillig auf die Führungsrolle beim Bau verzichtet.

Langfristige Gesichtspunkte bei Grundstücksverbrauch und Infrastrukturunterhaltungskosten vertritt letztlich keine Instanz. Auch deshalb sind die mittelbaren und international weitreichenden Folgen lokaler Planung in der täglichen Praxis weitgehend unbekannt. Der Einfluss vorhandener Nachbarn wird durch veraltete Bauordnungen und Baugesetze geschützt, im Zweifel zugunsten der Besitzenden.

Diese Denke ist im Zeitalter der Globalisierung überholt. Grenzen verschwimmen, eine Völkerwanderung findet statt. Neue Planungskriterien sind, wie die folgenden Beispiele zeigen, schnell erforderlich.

Wie unterschiedlich Planungsziele sein können zeigt der Vergleich von zwei Ausschnitten aktueller Planung von 2016.

Bei Plan A, ca. 25 km vom Stadtzentrum einer Grossstadt, handelt es sich um, politisch geförderte, preisgünstige Bebauung, der die finanziellen Möglichkeiten heutiger Haushalte dem Planungsansatz zugrunde liegen. Das Einkommen der späteren Bewohner war Grundlage des Planungsansatzes.

Hier soll Normalverdienern der Erwerb von Wohnungseigentum ermöglicht werden, ohne dass der Steuerzahler zusätzliche Subventionen aufbringen muss. Städtische Planer haben ihre Planungsziele auf die vorhandene soziale Infrastruktur ausgerichtet und über den Zuschnitt der Grundrisse verschiedene soziologische Ziele verfolgt um eine gesunde demografische Durchmischung zu erreichen.

Das traditionelle Reihenhaus wurde gewählt um Ersparnisse durch Bauteiloptimierung zu erzielen und wenn irgend möglich Bauzeit und Zinsen durch Vorfabrikation von Elementen zu sparen.
                                           Plan A

Die Grundstückanteile je Wohnung sind gering, aber ausreichend für normale Familien von heute. Ein Reihenhaus mittlerer Grösse bietet einen Garten und mehr Lebenswert als eine Wohnung, vielleicht noch ohne Balkon, auf der Etage. Das trifft insbesondere auf Familien mit Kindern zu.

Das Grundstück liegt weit vom Stadtkern, die intensive, aber begrünte, Bebauung schützt und spart unberührte Landschaft, ermöglicht eine preisgünstige Infrastruktur und verursacht nur geringe spätere Unterhaltungskosten, denn auch diese Kosten steigen exponentiell mit der Grundstückgrösse je Wohneinheit; und nicht etwa mit der Anzahl der Wohneinheiten.

Plan B, für ein Grundstück am Kernstadtrand, 4 km vom Zentrum einer deutschen Mittelstadt, ist das genaue Gegenteil. Statt grundstückssparend für normale Einkommen zu planen werden hier mit dem vielfachen Anteil von Grundstücksfläche je Wohneinheit auf Kosten der Umwelt Ideen verwirklicht, die sich nur sehr Wohlhabende leisten können. Statt in Fahrradentfernung vom Stadtzentrum wirtschaftlich zu bauen um die Umwelt vor Abgasen zu schützen und Infrastruktur umweltfreundlich und wirtschaftlich zu gestalten werden hier, ohne Rücksicht auf umweltpositive und soziale Optimierung des Wohnungsangebotes, Träume der Planer für Reiche verwirklicht.

Dazu kommt eine, mangels klarer politischer Vorgaben an die Verwaltung, lange Bearbeitungszeit die die Kosten durch Zinsen und Baupreissteigerung erheblich negativ beeinflusst.
Ohne Rücksicht auf die Kosten für die späteren Bewohner werden mit jahrelangen teuren Verzögerungen Planungswerkstatt und Architektenwettbewerb öffentlich abgewickelt.

Diskussion unter wirtschaftlich unkundigen Theoretikern führt zu einer Lösung, die deren ästhetische Vorstellungen nahe kommt. Sie repräsentiert sich auf Ausstellungen und Fachzeitschriften gut, erhöht aber die Wohnkosten allein durch die erforderliche Planungszeit gewaltig.

Der Druck der Zinsen, für jede private Firma ein Problem das zu Eile und Wirtschaftlichkeit zwingt,
hat für Politiker und staatliche Planer kein Gewicht. Bebauungspläne dauern Jahre.

Bei nur 6 qm Grundstücksanteil je qm Wohnfläche und Grundstückskosten von 350 Euro/qm erhöht sich bei einem Zinssatz von 5 % dadurch die Miete bei nur einem Jahr zinsträchtiger Planungszeit bei einer 75 qm-Wohnung um 650 Euro im Monat. Meist wird es viel teurer, denn dazu kommt noch die ebenfalls von der Zeit abhängige Steigerung der Baukosten.


                                                                          Plan B

Mit einem wunderschönen Plan wird eine Gartenstadt erträumt, die am Rand der Innenstadt dem Ideal vom eigenen Heim in einer lockeren Parklandschaft gerecht werden soll. Politik und Planung arbeiten jahrelang Hand in Hand um Ideale zu verwirklichen, die nur einen Nachteil haben: Der normale Bürger kann es sich nicht leisten, dort zu wohnen und weicht auf das Umland aus. Statt 4 km mit dem Fahrrad fährt er dann zweimal am Tag steuerlich subventionierte 20 km mit dem Auto, bis er die angrenzende Umweltzone(!) der Kernstadt und seinen Arbeitsplatz erreicht hat.

Das führt nicht nur zu hohen Infrastrukturkosten, sondern auch zur Verschwendung von Lebenszeit. Eine Stunde Fahrt je Tag sind, abgesehen von den Umweltfolgen, bei einem normalen Arbeitsleben fast 3½ Jahre, die der normale Arbeitnehmer im Auto zubringt, verlorene Lebenszeit. Es würde sich lohnen einmal nachzurechnen wieviel Umweltbelastung durch Produktion, Verschleiss und Abgas im örtlichen Einzelfall entsteht. Bei nur 100 durch derartige Planung entfallenden Wohneinheiten sind das mehr als drei Menschenleben die vernichtet werden. Kleine Ursachen, aber grosse Wirkung aus der hohe planerische Verantwortung gegenüber Allgemeinheit und Umwelt resultiert. Interdisziplinäres Denken, über vorhandene Grenzen hinweg, wird erforderlich.

Demografen, Statistiker, Sozialwissenschaftler, Umweltkundler und die technischen Berufe müssen zusammenarbeiten um die Folgen des zunehmenden Grundstücks- und Landschaftsverbrauchs zu mindern. Neue Bauvorschriften, die der Umwelt nutzen sollen, sind nur Kurieren an Symptomen. Es kommt schon bei der Planung darauf an den Energieverbrauch zu mindern und grundstückssparende Bauformen zu entwickeln. Selbst ein freistehendes Haus lässt sich schon heute, bei Einhaltung aller Vorschriften, auf 245 qm Grundstück errichten. Üblich sind 500 – 600 qm, in „besseren“ Stadteilen noch weitaus mehr. Hier leben Wohlhabende auf Kosten des Durchschnitts. Die Erde gehört uns allen. Restriktionen beim Grundstücksverbrauch schützen die Allgemeinheit.

Wieviel an Umweltverschmutzung und Landschaftsverbrauch liesse sich sparen, wenn eine standardisierte, nicht auf den Planbereich beschränkte, Umweltfolgenanalyse und die Ermittlung soziodemografischer Merkmale der jeweiligen Planung zugrunde gelegt würden.

Die schweizer Gemeinde Morges, idyllisch am Genfer See gelegen, hat das heisse Eisen der Architekten und Stadtplaner angefasst und ermitteln lassen wieviel Landschaft unnötigerweise verschwendet wird. Die Bilder sprechen Bände:




Statt rationeller Überlegungen werden oft, aus Umweltgründen nicht zu rechtfertigende, Idealvorstellungen, mit dem Planungsmonopol der Verwaltung als Druckmittel im Rücken, gegen die Nachfrage normaler Einkommensbezieher am Markt durchgesetzt. 


Dies merkwürdigerweise ohne dass Umweltschützer auf die Barrikaden gehen um Landschaftsverbrauch je Wohneinheit zu minimieren und den umweltschädlichen Quellverkehr - bei den zu erwartenden hohen Preisen und Mieten sind hier viele spritfressende grosse Autos zu erwarten - am Rande der Umweltzone zu reduzieren.

Statt dessen finden Demonstrationen, wie 2019 in Berlin, für die Enteignung von Wohnungsgesellschaften statt deren Erfolg nicht eine Wohnung mehr bringen und den Steuerzahler mit immensen Zusatzkosten belasten würde. 

Das im freistehenden Einfamilienhaus verankerte Denken der Architekten zeigt sich in einer Veröffentlichung, die ein „Sparhaus“ mit 26 qm Wohnfläche vorstellt. Hauptsache freistehend. Die enge soziale Beziehung zur Nachbarschaft scheint planerisch nicht erwünscht. Erschliessung und Grundstücksverbrauch zu Lasten der Allgemeinheit werden nicht einmal ansatzweise berücksichtigt. Ein normales, in der Praxis zu Hunderttausenden erprobtes, Reihenhaus böte für die gleichen Gesamtkosten die dreifache Wohnfläche und liesse sich auf weniger als einem Drittel der Grundstücksfläche errichten.


Orientiert man sich an den Wohnungsgrössen, dann zerfällt Deutschland in eine 2-Klassen-Gesellschaft.
Zwei Drittel der Haushalte bewohnen nicht mehr als 120 qm, meist viel weniger.

Der Rest sammelt sich um den Wert von 190 qm bis weit darüber. Planung privilegiert hier das obere Drittel, obwohl die Einkommensverteilung eine harmonische Kurve ergibt.


Je  näher die Menschen in sozialer Gemeinschaft zusammen leben, desto weniger Infrastrukturkosten entstehen, zumindest für den Steuerzahler. Aber diese positive soziale Interaktion muss soziologisch einschliesslich der erforderlichen Technik geplant werden.

Fahrstühle in Hochhäusern ersetzen Aufwand für Erschließungsstrassen. Versorgungsleitungen werden als Sammelleitungen ausgeführt. Fahrgemeinschaften und Casharing werden einfacher. Der Verzicht auf freistehende Einfamilienhäuser für Familien ohne Kinder, bzw. die Beschränkung von deren Grundstücksfläche auf das absolut notwendige Maß, würde den Steuerzahler der Zukunft von Milliarden entlasten. Stadtplaner sind keine Architekten. Sie soll nur den Rahmen liefern, in dem Gebäudeplaner später tätig werden.Dieser Rahmen beruht nicht nur auf ästhetischen, sondern primär auf wirtschaftlichen Grundlagen. Nur das verfügbare Einkommen kann Grundlage des Planungsansatzes sein.

Gespräche mit Stadtplanern führen aber in fast allen Fällen unweigerlich zu einer Architekturdiskussion, bei der die mit der Planung verbundenen Kosten nur eine untergeordnete Rolle spielen. Wie wenig auch die Politik Planung hinterfragt, lässt sich unschwer erkennen wenn man feststellt, das mittlerweile die durchschnittlichen Grundstücksanteile je Wohneinheit in den verschiedenen möglichen Bauformen, zumindest in Deutschlands amtlichen Statistiken, nicht mehr zur Verfügung stehen. Wie soll dann wirtschaftlich geplant werden?


Die Weltbevölkerung ist von 2010 auf 2015, in nur 5 Jahren, von 6.93 Md. auf 7.35 Md. gestiegen. Deutschland erlebt Zuwanderung. Die Kosten steigen. Neue Ansätze sind erforderlich. Es reicht nicht, die alten Bauformen fortzuschreiben oder oberflächlich zu ökologisieren und behindertengerecht zu organisieren. Die durch den immensen Landschaftsverbrauch volkswirtschaftlich entstehenden Nachteile lassen sich auch nicht durch immer neue, die Wohnkosten verteuernden, Energiesparauflagen kompensieren.

Politik verzichtet, durch mangelnde Analyse der Grundlagen, darauf zu hinterfragen, wie die Umweltbelastung gesenkt und der Verbrauch an unvermehrbaren Grundstücksflächen durch bedarfsgerechte Planung gemindert werden kann. Doch langsam wird umgedacht. Umweltministerin Barbara Hendriks fordert im April 2017 die „nachhaltige Stadt der kurzen Wege“.

Auch die IG Bau hat das, auf der Grundlage von Zahlen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, erkannt und im April 2017 öffentlich Änderungen der Wohnraumpolitik gefordert. Der IG-Bau geht es vordringlich um die Verringerung der steigenden Pendlerzahlen, die dadurch entstehende Entlastung der Umwelt und den Zeitverlust durch tägliche stundenlange Fahrtzeiten der Beschäftigten.
Jeden Tag werden in Deutschland viele Hektar Land für Bebauung verbraucht, die durch bessere Planung eingespart werden könnten. Allein von 2003 – 2006 gingen 1657 km² Fläche für Bau und Erschliessung verloren, fast viermal die Fläche des Bundeslandes Bremen (419 km²). Wer Diskussionen in örtlichen Gremien mitverfolgt, der erkennt schnell, das nicht Wirtschaftlichkeit eine Rolle spielt sondern vor allen Dingen die Erhaltung einer möglichst ungestörten Nachbarschaft. So kommt es zu einer negativen Anpassung der Bautätigkeit an den Bedarf.




Während durch den demografischen Wandel über die Hälfte der Großstädter in Einpersonenhaushalten wohnen hat die Planung sich diesen Voraussetzungen nicht angepasst. Sie beruht nach wie vor auf Vorstellungen, die noch aus der Blut-und-Boden Ideologie vergangener Zeiten stammen in denen das freistehende Einfamilienhaus der Traum jeden Planers war.





Resultat ist ein Wohnungsbestand, der mit der demographischen Zusammensetzung der Bevölkerung negativ korreliert, d. h. es gibt viele große Wohnungen und viel zu viele kleine Haushalte.

Mit der Alterung der Bevölkerung steigt der Heizungsaufwand, und damit Energiebedarf und Umweltbelastung, je Person immens. In den Grossstädten bestehen über 50% der Haushalte aus nur einer Person. Sie leben oft in grossen Altbauwohnungen, schlecht gedämmt, mit hohem Energieverbrauch. Die Nebenkosten werden zur zweiten Miete. Die eigentliche Miete wird durch partielle Enteignung der Eigentümer subventioniert. Mieterschutzgesetze haben dazu geführt dass Deutschland eine Eigentumsquote von unter 50% hat, Bulgarien hat 97%.

Der Druck zu einer sozial adäquaten, steuersparenden, soziologisch  und demografisch angepassten Raumplanung und einer daraus resultierender gerechterer Eigentumsverteilung im Wohnungsbau hat so keine Chance sich im öffentlichen Raum zu entwickeln solange nicht die Ausbildung der Planer der wirtschaftlichen Wirklichkeit angepasst wird..

Dazu kommt ein anderer Faktor. Statt Steuerertrag und Infrastrukturunterhaltungskosten jedes Bebauungsplanes gegenüberzustellen spielen derartige Kosten für die Zuständigen keine Rolle. Der ehemalige Finanzminister eines deutschen Bundeslandes sagte, auf den Nachteil der nicht erfassten Zinsen bei der kameralistischen Buchführung des Staates angesprochen, „Wir brauchen keine doppelte Buchführung. Wir haben doch die Steuerschätzung.“

Kein Wunder dass es in Deutschland, ohne bekannte Konsequenzen für die fachlich Verantwortlichen, möglich ist ein Konzertgebäude in Hamburg mit 80 Millionen zu planen und für das zehnfache, 800 Millionen, abzurechnen. Dafür wird dann die Grunderwerbssteuer erhöht und das Wohnen verteuert. Die Erhöhung um 1 Prozent kostet bei einem Haus für 350.000 Euro 3500.- DM zu Lasten eines Erwerbers, der die Elbphilharmonie wahrscheinlich nie von innen sieht.  


Die Verschwendung  hält auch im Wohnungsbau an. Planerische Zielvorstellung ist nicht eine Verminderung der durch Grundstücksverbrauch entstehenden Nachteile, sondern eine Fortschreibung der Ideale der Vergangenheit trotz wachsender Weltbevölkerung. Wenn etwa 2 Millionen Flüchtlinge nach Deutschland kommen dann ist, auch in Hinsicht auf den mit dem Grundstückverbrauch quadratisch steigenden Ölbedarf als Kriegsursache, neues Denken bei der Planung erforderlich.

„Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen, als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei, wenn hinten weit in der Türkei die Völker aufeinanderschlagen ... „ schreibt Goethe im Faust. Bis heute hat sich nicht viel geändert. Wir nehmen passiv zur Kenntnis was wir aktiv ändern könnten.

Planung die mittelbar Kriege verursacht ist unmoralisch. Die Ursachen der Kriege und des millionenfachen Leidens liegen heute nicht mehr bei beutehungrigen Kreuzfahrern sondern in Planungsansätzen, die, nicht nur in den USA, diese Kriege zu Sicherung der Energieversorgung erst erforderlich machen: Stadplanung mit Todesfolge.  


Eigenes Heim auf eigener Scholle, wie schon 1933, das ist auch heute noch die Zielvorstellung vieler politische Gremien in Deutschland – ohne Rücksicht auf die Kosten. Mangels ausreichender Statistiken und Kennwerte wird einfach nicht erkannt, wie die Belastung der Umwelt und des Steuerzahlers durch eine veränderte Planungspolitik gesenkt werden kann.

In Deutschland leben nur etwa 227 Menschen auf 1 km².In den Niederlanden sind es schon 410, in Singapur 8295 Menschen, die sich einen km² teilen. In Amerika sind es nur 35 Menschen und in Australien nur 3 Einwohner die sich 1 km² des riesigen Landes teilen.

Die Zersiedelung Amerikas erkennt man, wenn man stundenlang über den Siedlungsbrei der Einfamilienhausgebiete fliegt, die die großen Städte Kaliforniens umringen. Folgerichtig werden riesige Flächen für Straßen benötigt. Oft beträgt die Fahrzeit zur Arbeitsstelle mehr als 2 Stunden. Das bedeutet das nicht nur 4 Stunden am Tag für die Fahrt zur Arbeit geopfert werden, sondern dass auch die Volkswirtschaft Amerikas auf die möglichst preiswerte Versorgung mit Treibstoffen für den Individualverkehr angewiesen ist. Die Menschen in Los Angeles fahren zusammen 480 Millionen Straßenkilometer am Tag ¹) und sitzen durchschnittlich 90 Stunden im Jahr im Stau, und das meist mit laufender Klimaanlage.

Damit sind wir jetzt wieder bei der Chaostheorie und dem Schmetterling, der in Shanghai mit den Flügeln klappert und dadurch einen Wirbelsturm in New York auslöst.

Um den durch unwirtschaftliche Stadtplanung verursachten Treibstoffverbrauch preiswert zu decken destabilisiert die USA, in Abstimmung mit Verbündeten, mit militärischen und anderen Mitteln Länder im vorderen Orient, um sich den Zugang zu den Ölquellen zu sichern.

Auch Stadtplanung in Deutschland, das von internationalen Treibstoffgesellschaften versorgt wird, löst so Krieg in Libyen oder dem Irak aus, der auf den gesamten vorderen Orient übergreift. Verbunden damit ist eine neue Völkerwanderung, die dazu führt, dass die europäische Gemeinschaft, ohne die zur Aufnahme von Flüchtlingen erforderlichen Organisationssysteme, langsam auseinanderfällt.

Nationaler Egoismus gefährdet nicht nur das europäische Zahlungssystem, sondern auch die Handlungsfähigkeit der gemeinsamen Union.  Es hat mit dem Brexit begonnen, aber die nicht zuletzt, auch im Laizismus, religiösen Widerstände gegen die Aufnahme von Flüchtlingen in vielen Ländern können dazu führen, dass die Europäische Gemeinschaft handlungsunfähig wird und ihren Zusammenhalt verliert. Die Sezessionskriege im ehemaligen Jugoslawien sind ein Hinweis auf die mangelnde Haftung der europäischen Idee und die Stärke des tradierten europäischen Nationalismus.

Eine Vielzahl von Komponenten bestimmt das Bild: nationale Ideologien, Religionen, der wirtschaftliche Sog der reichen Länder, Realpolitik, ethnische Säuberungen und manches andere.

Die traurigen Szenen der Folgen der Auseinandersetzung der Grosssmächte in den ölreichen Ländern des vorderen Orients sind im TV zu Standardware geworden, die wir beim Abendessen vor dem Unterhaltungsprogramm, eher unwillig, als Trailer zur Kenntnis nehmen.

Gleichzeitig hat sich, nicht nur in Amerika, eine Rüstungsindustrie entwickelt die, durch Lobbyismus und Wahlkampfspenden, Vorstellungen fördert, die Kriegen zugrunde liegen. Die Politik reagiert und zettelt Kriege in anderen Ländern an. Arbeitsplätze in der Rüstungsindustrie werden erhalten, Soldaten und ausländische Zivilisten sterben.

Deutschland ist da keine Ausnahme:



Ein großer Sektor der Volkswirtschaften lebt davon, dass andere Menschen sich umbringen. Politisch ist das Sicherung der Arbeitsplätze, moralisch Massenmord.

Dass mangelnde Statistiken, wirtschaftlicher Unverstand bei Politik und Behörden und falsch ausgebildete Planer am Anfang der Kausalkette des tödlichen Chaos stehen bemerkt bisher niemand. Noch weniger sieht die Politik Anlass zu Veränderungen. Der Wähler sieht nur  seinen örtlichen, individuellen Nutzen. Die politisch Handelnden sehen nur die Wählerstimmen. Und so marschieren wir vermutlich gemeinsam, wie die Lemminge, in den – vermeidbaren – Abgrund.                                                                                                                    

¹) Quelle: FORTUNE 2016



Karl H. Grabbe 6-2017/ 4-2019 
              
                                                                                                                                              





Mittwoch, 1. März 2017

Neid, Hass, Gier und Politik

Neid, Hass, Gier und Politik

Grundlagen politischer Strategie von der Vergangenheit bis zur Gegenwart


Seit Menschengedenken werden Kriege geführt. Entweder geht es um Ausweitung persönlicher Macht und, damit verbunden, des regionalen
Einflussgebietes oder um Bodenschätze, Ackerland und andere materielle Werte.


Die echten Gründe der kriegerischen Auseinandersetzungen verstecken sich hinter ideologischen oder religiösen Begründungen. Der Masse wird vermittelt, dass Dritte ihr unberechtigterweise Vorteile entziehen oder dass der Gott, an den die Masse glaubt, vom Kriegsgegner in Frage gestellt wird. Der Grund eines Krieges und seine Darstellung durch die jeweilige Führung kann also durchaus unterschiedlich sein. Aber ein Gegner, dem man empfundene oder reale Probleme unterschieben kann, wird auf jeden Fall gebraucht um die eigene Position positiv darzustellen.

Besonders erfolgreich waren und sind Argumente die den Neid auf den Reichtum anderer mit religiösen Motiven unterlegen.

„Antikapitalismus und Antisemitismus gehen seit jeher Hand in Hand.“ schreibt die FAZ am 25.4.2013.

„Dem „Weltjudentum“ wurden [von Hitler] Machenschaften gegen „die Deutschen“ unterstellt. Diese Verschwörungstheorie baute auf dem sozialen Neid der unteren Bevölkerungsschichten gegen die besser situierten Juden auf.“
(Quelle: Geschichts- und Kulturverein Köngen e.V.)

R.N. Koudenhove-Kalergi, 1950 der erste Träger des Karlspreises, untersucht die politische Nutzung des Neids, in Verbindung mit dem Antisemitismus, in Deutschland nach dem 1. Weltkrieg:

„Zuerst schuf dieser allgemeine Neid der vielen Armen und Verarmten gegen die wenigen Reichen und Neureichen nach dem Krieg [1914/18] die sozialistisch kommunistische Welle. Bald aber erkannten die Führer der Rechten, gegen die sich diese Welle richtete, dass für sie die Möglichkeit bestand, diesen Volkszorn die entgegengesetzte Richtung zu geben; so leiteten sie den allgemeinen Hass gegen die Reichen in einen besonderen Hass und Neid um gegen die reichen Juden.“

„Der Hass gegen die reichen Juden wurde vielfach durch deren Auftreten gesteigert. Viele dieser Neureichen verfielen in den Fehler der Parvenüs aller Rassen und Zeiten, ihren neugewonnenen Reichtum geschmacklos zur Schau zu stellen. Dies……… führte nicht nur zu einer elementaren Steigerung des Antisemitismus, sondern zugleich zu einer phantastischen Überschätzung des jüdischen Reichtums im Verhältnis zum nichtjüdischen“

Heute hat für die europäische Rechte der Islam die damalige Rolle des Judentums übernommen. Die „Christliche Leitkultur“ wird zur politischen Forderung. Friedlicher Islam und der mörderische Islamismus, dessen falsche Propheten sich der Religion egoistisch bedienen, werden undifferenziert miteinander in den Köpfen verschmolzen um politische Ziele zu erreichen. Religiöse Intoleranz führt zur Ausgrenzung islamischer Mitbürger, nicht nur in deutschen Städten.

Auf der entgegengesetzten Seite ist trotz der vielen negativen Erfahrungen und des historischen wirtschaftlichen Versagens der UDSSR und der DDR auch im linken Spektrum kein Lerneffekt eingetreten. Für die Linke sind wieder „Die Reichen“ der Gegner, mit dem sie auf Stimmenfang geht. Auch heute bleibt offen ob die Rechnung mathematisch überhaupt aufgeht. Es genügt, wenn der Nachbar ein grösseres Auto besitzt, um jemand das Gefühl der Unterprivilegierung zu vermitteln und es in eine Wählerstimme zu transformieren. Wenn der Nachbar dafür härter arbeitet hat das kaum einen Beispieleffekt für die, die beim Fußball am Fernseher sitzen und ihr Bier schlürfen. Sie bejammern passiv die eigene Misere , während mit Millionen-Euro-Gehältern hochbezahlte Ballartisten sie unterhalten. Panem und circenses auf neudeutsch.

Wenn die Vergangenheit als Beispiel dient, dann wird bald wieder jemand Islamfeindschaft und Neid auf „die Reichen“ auf sein politisches Ziel hin verknüpfen. Schon jetzt werden islamische Zuwanderer dem gleichen rechten Druck ausgesetzt wie die Juden zu Beginn von Hitlers Machtergreifung, als die NSDAP nur 1 % der Stimmen in freien Wahlen bekam.


Gewalt gegen Fremde und Schutzsuchende gehört mittlerweile zum deutschen Alltag. Zuwandererheime stehen in Flammen, Fakenews, wie der BILD-Aufmacher aus der Frankfurter Fressgass ¹), unterstellen eine Gefährdung durch Zuwanderer die weit über dem kriminellen Durchschnitt der deutschen Bevölkerung liegt.

¹) BILD hat sich nachträglich dafür entschuldigt

Schon liegt die deutsche Rechte in Umfragen über 10%. Das alte Rezept funktioniert immer noch. Traditionelle Parteien versuchen, die von der Rechten geschaffene Stimmung zu nutzen um sich für die nächste Wahl ein Stück vom Kuchen zu sichern. Ob es direkt gegen Zuwanderer oder indirekt gegen die Türkei, das Herkunftsland vieler neuer Deutscher, oder gegen deren, immerhin in freien Wahlen demokratisch gewählten, Präsidenten geht, die Wurzel der Argumentation ist älter als die Bundesrepublik. Nur bietet die allgemeine Akzeptanz in den Mainstreammedien jetzt wieder die Möglichkeit diese Ressentiments politisch zu organisieren und deren Legitimation in der Öffentlichkeit und in den Parlamenten zu suchen.

Es ist gelungen political correctnes so zu gestalten dass die Terrorakte und selbst ein Militärputsch in der Türkei zu fast übersehenen Fakten werden, während die postintellektuelle Intoleranz sich an einer möglichen Einführung der Todesstrafe durch Volksentscheid als Gegenreaktion abarbeitet. Dass die USA in manchen Staaten die Todesstrafe anwendet fällt dabei vollkommen unter den Tisch. ²)


²) Zur Klarstellung: Dies ist kein Plädoyer für die Todesstrafe sondern ein Hinweis darauf, dass auch in Europa in der Familie übersehen wird was Fremden zur Last gelegt wird.

Nach dem, mit jahrzehntelanger Hinhaltetaktik, gebrochenem Versprechen der EU an die Türkei, mit all seinen Folgen in der Türkei und Europa, sind viele verschiedene Varianten einer neuen geografischen Auseinandersetzung vorstellbar. Zwar wirkt die NATO als Klammer gleicher Interessen, aber die Türkei unterhält eine der grössten Armeen der Welt um die staatliche Einheit zu schützen die, oft mit versteckter ausländischer Unterstützung, immer wieder von aussen und innen bedroht wird. Religiöse Intoleranz und Aversion wird von politischen Illusionisten in anscheinend legitime Kritik, Hass und Ablehnung transformiert um politisch zu punkten. Viele Medien ziehen willig mit.

Die Aufnahme des christlichen Teils Zyperns in die EU ist für jeden, der sich intensiv mit der Vorgeschichte der Teilung der Insel befasst, ein sprechendes Beispiel für das religiöse Vorurteil in der EU. Die vor der Teilung der Insel an den zyprischen Türken begangenen Gräuel haben nie die Aufmerksamkeit der europäischen Medien auf sich gezogen.

Schon stehen deutsche Truppen in Afghanistan, Mali und anderen Ländern. Humanitäre Missionen oder, wie Hitlers Legion Condor, eine langsame Gewöhnung des Volkes an einen neuen Anspruch auf Weltgeltung? Besteht tatsächlich die Möglichkeit, dass in Europa Menschen wieder für Verwaltungsgrenzen, Fahne und Nationalhymne sterben?

 

Warum nicht, wie die Schweiz, aus den Fehlern der Vergangenheit lernen, auf militärische Weltgeltung verzichten und dem Frieden im eigenen viersprachigen Land Priorität einräumen oder, wie Island oder Costa Rica, ganz auf eine eigene Armee verzichten?

Basis für die Begründung eines Krieges, sei er persönlich von einer Führungsperson veranlasst oder sei er von einem Parlament beschlossen worden, ist Neid. Neid auf den Status und den Besitz oder Macht von anderen Führungspersonen oder Neid auf den Wohlstand eines anderen Volkes. Je größer die Unterschiede über die Verfügbarkeit von Besitz, desto eher entsteht Neid, der sich schnell in Hass auf die wandelt, die selbst gewünschte Vorteile angeblich böswillig vorenthalten.

Ist eine kriegerische Auseinandersetzung um Besitz noch verständlich, solange es um die Deckung der menschlichen Grundbedürfnisse geht, so wird doch jede Auseinandersetzung fragwürdig wenn diese Grundbedürfnisse gedeckt sind. Neid ist, neben Religion, ein starker Antrieb der von der Politik genutzt wird um Follower an die eigene Ideologie zu binden. 

Das Versprechen, den Besitz der der Reichen zu nutzen um den eigenen Sympathisanten die zusätzliche Verfügbarkeit von Einkommen und Besitz zu ermöglichen, hält zwar mangels Masse einer mathematischen Überprüfung nicht stand, wird aber gern geglaubt. Die Kurve der Einkommensverteilung entspricht in der Form weitgehend der Verteilung des Intelligenzquotienten. Eine Korrelation ist anzunehmen, denn letzten Endes ist es Intelligenz die den Menschen von niederen Tieren unterscheidet und ihm eine höhere Produktivität ermöglicht.


Wer der Umverteilung das Wort redet sollte erkennen, dass eine Umverteilung produktiver Intelligenz kaum möglich ist. Es ist für die oder den Einzelnen schwer zu akzeptieren, dass sie die Natur bei der Verteilung von über die Grundbedürfnisse hinausgehenden Möglichkeiten weniger vorteilhaft bedacht hat, weil daraus im Gegenschluss eine eigene produktive Minderwertigkeit, auch wenn sie ausgleichend durch andere positive Talente wie Empathie oder Hilfsbereitschaft kompensiert wird, abgelesen werden könnte.


Intelligenz hat unterschiedliche Ausprägungen. Wichtig ist die Verteilung, nicht die individuelle Zuordnung. Hohe individuelle Intelligenz ohne die Fähigkeit sie praktisch einzusetzen hat vermutlich weniger wirtschaftliche Wirkung als eine gesunde Mischung zwischen IQ und praktischen Fähigkeiten.Es gibt Milliardäre ohne abgeschlossene Schulbildung. Aber es gibt in in Deutschland auch die Tatsache, das das ärmste Bundesland bei der Intelligenzstatistik der 18 bis 22-Jährigen der Bundeswehr weit unter Durchschnitt abschneidet. Schlüsse daraus zu ziehen muss der Forschung vorbehalten bleiben. 

Im Bereich des Sports ist auch ohne hohen IQ leicht zu erkennen, dass eine Umverteilung der Ergebnisse nicht möglich ist, weil die körperliche Leistung an die Persönlichkeit gebunden ist. Im Bereich der Intelligenz ist diese Erkenntnis dem einzelnen Teilchen der menschlichen Masse je weniger möglich, je niedriger der IQ ist. Aus dem gleichen Grund sind viele Menschen nicht in der Lage die Unhaltbarkeit politischer Versprechen vor der Wahl zu erkennen. Sie werden zur leichten Beute der Verkäufer von politischer Patentmedizin, die jedes Übel heilen soll.

Solange die Grundbedürfnisse, auch durch den erzwungenen Altruismus reicherer Steuerzahler, gedeckt sind ist alles, was darüber hinausgeht, der Wunsch, oder auch die Gier, all das zu besitzen was Anderen über die Grundbedürfnisse hinaus zur Verfügung steht.

Je nach Persönlichkeit wird diese Gier durch den Wunsch nach Status und Unterscheidung, denken wir an die immer höher werdenden Wolkenkratzer der Banken oder die teurer werdenden Autos von Menschen in Führungspositionen, oder durch ein Gefühl der Ungerechtigkeit im Vergleich mit Dritten, verstärkt durch die Medien, begründet.

Da auf Neid aufgebaute Politik früher oder später gefordert ist ihre Versprechungen wahr zu machen kommt es erst versteckt, dann aber immer offener, zur Enteignung derjenigen, die über Besitz verfügen. Selbst der kleine Sparer wird durch die Zinspolitik der EZB um die Sicherung seiner Zukunft gebracht um Defizite in Ländern zu entschärfen, in denen Korruption, Nepotismus und Verschwendung nicht unbekannt sind.

Diese Enteignung wird moralisch, zum Teil auch religiös, bemäntelt. Zum Krieg kommt es, abgesehen von allein persönlichen Motiven der an der Spitze stehenden Personen, erst wenn der Besitz soweit wertentleert ist das auch der normale Anhänger der Ideologie erheblich Nachteile hinnehmen muss. Auch heute noch sind Fälle bekannt bei denen Papiergeld gewogen statt gezählt werden muss, weil die finanzielle Einlösung von Versprechen der Politik den Wert des Geldes für die Masse aufgezehrt hat.


Krieg ist, betriebswirtschaftlich gesehen, der Versuch einer sprungproportionalen Erhöhung des Gewinns. Leider hat diese Gewinnstrategie, wie immer in der Marktwirtschaft, auch Verlierer.

Aber es ist nicht nur der Wert des Geldes der durch populistische Politik den allgemeinen Wohlstand vernichtet, sondern es sind auch Eingriffe in die Mechanismen des Marktes die das Volkseinkommen, und damit die Deckung der Grundbedürfnisse der Masse, negativ beeinträchtigen.

Ein gutes Beispiel ist Rhodesien, das heutige Zimbabwe. Nach der Unabhängigkeit wurde den weißen Farmern die Unverletzlichkeit ihres Besitzes garantiert. Später wurde, trotz aller Zusicherungen, dieser Besitz enteignet und in kleinste Parzellen im Eigentum von Anhängern des neuen Systems aufgeteilt. Da den neuen Eigentümern jede landwirtschaftliche Erfahrung fehlte und gemeinsamer Absatzstrukturen nicht mehr bestanden versank das früher wohlhabende Zimbabwe im wirtschaftlichen Chaos, in dem es sich noch heute befindet. 

Ziel von Politik und Ideologie war über Jahrzehnte hinweg nur der Machterhalt der Spitze. Zwar wurde die landwirtschaftliche Fläche weitgehend erhalten, aufgrund der durch das neue System eingeführten Änderungen sank aber die Produktivität erheblich. Arbeitsplätze für die große Masse entfielen und nur die treuen Anhänger des Systems deckten auf ihrer kleinen Parzelle den eigenen Familienbedarf.

Hier lässt sich erkennen, dass nicht nur der Besitz des erforderlichen Landes, sondern auch Intelligenz und Ausbildung erforderlich sind um Ressourcen zugunsten der Allgemeinheit zu nutzen. Durch die Politik wurde den Menschen vermittelt dass es ungerecht sei, wenn Einzelne über eine Fläche verfügten, die viele ernähren sollte. Der Neidkomplex des Einzelnen wertete den eigenen Vorteil über das allgemeine Wohl. Das ist verständlich weil der Einzelne nicht in der Lage ist die komplizierten Zusammenhänge des Marktes nachzuvollziehen und kurzfristige Vorteile langfristigen Nachteilen gegenüberzustellen.

Natürlich beschränkt sich eine derartige Politik nicht nur auf Länder wie Zimbabwe. Der politisch administrative Komplex steht in allen Ländern in einem symbiotischen Zusammenhang. Die Politik kann ohne eine willfährige Administration ihre eigenen, oft eigennützigen, Ziele nicht erreichen. Ob es um Massenmord geht, wie unter Stalin und Hitler, oder um die Ermöglichung von Zuwanderung nach Deutschland unter Vernachlässigung bestehender Gesetze, jedes Regime findet eine willfährige Verwaltung.

Die Verwaltung kann ohne die Politik das eigene Einkommen und die eigenen Vorteile nicht optimieren. Beide Kräfte fürchten sich vor den Einflüssen des Marktes und erklären diese Einflüsse als unmoralisch zu Lasten der Masse. So können sie sich als Problemlöser anbieten um den eigenen Status und den eigenen Einfluss zu erhalten.

Das lässt sich 2016 beispielhaft am Wahlergebnis des neuen amerikanischen Präsidenten Donald Trump in Washington DC ablesen. Hier erreichte Trump nur 5% der Wählerstimmen, ein Beweis dafür wie viel die Symbiose aus Administration, Lobbyismus und Politik zu verlieren hatte falls ein marktwirtschaftlich anders denkender Präsident gewählt würde. Ob Trump seine Versprechen einhält bleibt abzuwarten. In Richtung Korruption und Lobbyismus waren strenge Verbote für Mitglieder der Exekutive eine seiner ersten Entscheidungen. Warten wir ab, ob die EU diesem Beispiel folgt um einen neuen Fall Baroso zu verhindern.

Jedenfalls wurde auch Trump demokratisch gewählt. In den Medien entsteht der Eindruck dass die Demokratie in Frage gestellt wird, weil die Wahl nicht das gewünschte Ergebnis aus Sicht vorhandener Seilschaften gebracht hat. Kein Wunder.

Wenn es eine sinnvolle Korrelation zwischen Intelligenz und Einkommen gibt dann ist davon auszugehen, dass eine reine Marktwirtschaft, durch eine höhere Produktivität, für die Masse größere Vorteile bietet als eine durch eine egozentrische Administration und Politik aufwendig gesteuerte und gelenkte Wirtschaft. 



Das Durchschnittseinkommen und die Pensionen des öffentlichen Dienstes liegen in Deutschland weit über dem Durchschnitt der normalen Bevölkerung, die mit ihren Steuern den aufgeblähten Staatsapparat unterhalten muss.



Jedes neue Gesetz schafft dort neue Stellen, Sicherheit für die Zukunft Privilegierter. Kein Wunder, dass viele Studenten sich nach einer staatliche Stellung sehnen um dem Produktivitätsdruck der Marktwirtschaft zu entgehen.



Neid und Hass sind mächtige Motivationen. Man hält sich selbst für arm und verdrängt, dass der deutsche Durchschnittshaushalt 122 mal so viel Einkommen hat wie ein Durchschnittshaushalt in Gambia, dem ärmsten Land der Erde.

Moral der Reichen, die vor Wahlen vollmundig als Umverteilung eingefordert wird, ist anscheinend eine Illusion, die der normale Bürger für sich selbst nicht als Verpflichtung Ärmeren gegenüber akzeptiert.

In Deutschland beginnt der Höchststeuersatz mit der Begründung des sozialen Ausgleichs schon bei etwa 10-fachem Durchschnittseinkommen. Offenbar weist die oft geforderte christliche Leitkultur hier Defizite in der Umsetzung zu Gunsten der wirklich Armen auf.

Moral macht nicht an geografischen Grenzen halt. Sie hat universelle Geltung. Egoismus ist es, der diese Grenzen schafft. Illusionisten der Politik relativieren Moral auf einen engen geografischen Bereich und vermitteln ihren Wählern den Eindruck zu kurz gekommen zu sein, um dann Lösungen zu Lasten Dritter anzubieten. Naive Gläubige ziehen weltweit immer noch mit klingendem Spiel und fliegenden Fahnen ins Feld, um sich die von der jeweiligen politischen Administration den Bürgern verkauften Illusionen zu erhalten.


2-2017 Karl H. Grabbe/ denkstop.blogspot.com